Die Anzahl der neu an die BDIU-Mitglieder übergebenen Inkasso-Verfahren ist 2024 sprunghaft angestiegen. Mehr als 33 Millionen neue Fälle entsprechen einer Steigerung um fast 20 Prozent, mit einem hohen und weiter steigenden Anteil an Forderungen mit geringerem Forderungswert. Wie erwartet hat sich die Zahl der bei der Ombudsstelle eingehenden Beschwerden dazu proportional entwickelt, weist aber wie schon seit Beginn der Auswertungen eine extrem niedrige Beschwerdequote aus.
In Zahlen ausgedrückt liest sich die Bilanz so: Mit 1.510 Beschwerden ist die absolute Zahl gegenüber dem Vorjahr um 258 Fälle gestiegen. Das entspricht etwa dem gleichen Zuwachs (20%), wie bei der Anzahl der neu ins Inkasso übergebenen Fällen. Interessant ist die Zahl der als berechtigt eingestuften Fälle: Das sind weniger als zehn Prozent (148 Fälle), von denen sich ein großer Teil auf Beschwerden bezog, die schlechte Erreichbarkeit oder sonstige Kommunikationsprobleme beklagten. Die Zahlen sind insofern als vorläufig zu betrachten, als bei 154 Eingaben bislang notwenige Informationen zur Einstufung seitens der Beschwerdeführer fehlen. Zudem gibt es weitere 127 Beschwerden, die sich auf Unternehmen beziehen, die nicht im BDIU organisiert sind und nicht dem Ombudsverfahren unterliegen.
Unterstellt man eine Normalverteilung auf Basis der vergangenen Berechnungszeiträume der noch offenen Beschwerden, ergäbe sich eine Zahl von insgesamt höchstens 180 berechtigter Beschwerden. Im Verhältnis zu den etwa 97 Millionen in Bearbeitung befindlichen Inkasso-Verfahren ist das eine Beschwerdequote von 0.00019 Prozent. Oder anders formuliert: auf eine Millionen Verfahren kommen nicht einmal zwei berechtigte Beschwerden. Dass die im BDIU organisierten Inkasso-Unternehmen ein Problem im Umgang mit Schuldnern hätte, lässt sich daraus nicht ablesen. Vielmehr bestätigt die Zahl eher den Eindruck der Branche, dass die Verbraucher in den meisten Fällen mit der Abwicklung der Inkasso-Verfahren ganz gut leben können.
Dieser Schluss bestätigt sich auch, wenn man versucht Vergleichsdaten heranzuziehen. Das ist zwar zugegebenermaßen nicht einfach, weil das Branchenimage und die Bereitschaft sich zu beklagen im Inkasso vermutlich eine größere Rolle spielt, als in den meisten anderen Branchen, aber dennoch sei ein Versuch gewagt: Nimmt man etwa die privaten Krankenversicherungen als Vergleichsgröße, zeigt sich dort eine Beschwerdequote, die 2024 mit 0,01 % laut Ombudsmann der PKV noch immer niedrig ist. Dennoch liegt die Zahl der Beschwerden hier um ein Vielfaches höher als in der Inkasso-Wirtschaft.
Die Branchenvertretung BDIU wertet dies als Indiz für die Seriosität ihrer Mitglieder und die offenbar positive Wirkung des vom Verband implementierten und eng überwachten Verhaltenskodex (Code of Conduct).