Der nun modular aufgebaute, didaktisch modernisierte und organisatorisch flexiblere Lehrgang baut auf das Blended-Learning-Format und nutzt sowohl präsenz- als auch onlinebasierte Lernelemente, um mit problemorientierter Didaktik („wer schuldet wem was woraus?“) und einem Curriculum, das die Realität moderner Rechtsdienstleistungen im Inkasso abbildet, näher an die Arbeitswirklichkeit der Teilnehmenden heranzurücken. Das Konzept wurde in gemeinsamer Arbeit von Prof. Dr. Susanne Meyer und einer Expertengruppe aus Mitgliedsunternehmen des BDIU unter Leitung der Vorsitzenden des Rechtsausschusses, Andrea Schweer, erarbeitet und selbstverständlich mit der zuständigen Aufsichtsbehörde abgestimmt. Die Nähe des BDIU zu den Ministerien und Fachbehörden war dabei offenbar auch ganz hilfreich.

In diesem Gespräch mit den Präsidiumsmitgliedern Anke Blietz-Weidmann (Präsidentin), Yvonne Wagner (Vize-Präsidentin) und Philipp Ganzmüller (Vize-Präsident) wollen wir die Fragen vertiefen, welche Gründe und Ziele mit dieser Reform verbunden sind.

Gibt es einen speziellen Grund, warum die Reform des Sachkundelehrgangs gerade jetzt notwendig war? Was war der ausschlaggebende Impuls für die Reform aus Sicht von Verband und Akademie?

Anke Blietz-Weidmann: Die diplomatische Antwort ist, dass wir unserer Verantwortung für die Branche und ihre Zukunft sichern müssen. Aus diesem Blickwinkel ist der SKL die Königsdisziplin unserer Verbandsarbeit, denn er schafft die Voraussetzung für die Registrierung als „qualifizierte Person“ im Sinne des RDG und damit für die Übernahme der Gesamtverantwortung für ein Inkasso-Unternehmen. Er prägt, wie unsere Branche Recht anwendet, Qualität sichert und Vertrauen schafft.

Zudem kamen aus der Mitgliedschaft klare Signale für eine Optimierung der Erreichbarkeit, der Zugänglichkeit (virtuelle Lehreinheiten) und der Aktualität des Lehrgangs. Allen drei Punkten mussten wir bei näherem Hinsehen zustimmen. Tatsächlich ist der bisherige Veranstaltungsort im äußersten Westen des Landes für viele Teilnehmende nur schwer erreichbar. Und natürlich ist spätestens seit der Pandemie klar, dass virtuelle Austausch-Plattformen zumindest räumlich eine Erleichterung im Arbeitsalltag sind.

Quelle: BDIU-Bildarchiv / Foto: Kristian Barthen

Der Sachkundelehrgang ist die Königsdisziplin der Verbandsarbeit,  unsere Zukunftssicherung! 

– Anke Blietz-Weidmann, BDIU-Präsidentin

Über das Thema Didaktik haben wir eine Weile nachdenken müssen. Der Hinweis, dass die Vermittlung des Stoffes nicht mehr zeitgemäß sei, hat uns gezwungen, sehr genau hinzuschauen. Denn, wie gesagt, der SKL ist die Königsdisziplin der Verbandsarbeit, unsere Zukunftssicherung. Wir haben uns daher an sehr gute Projekte mit Professor Dr. Susanne Meyer erinnert und sie gefragt, ob sie uns bei einer Revision des didaktischen Konzepts unterstützen könne. Zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus Mitgliedern und mit unserer Rechtsausschussvorsitzenden Andrea Schweer an ihrer Seite, wurde dann das Konzept für den „neuen SKL“ erarbeitet.

Gab es die Reformüberlegungen auch, weil die DIA offenbar mehr Wettbewerb von der digitalen Seite spürt? Mit welchem Schlüsselargument will sich der „neue SKL“ künftig vom Wettbewerb differenzieren und positionieren?

Anke Blietz-Weidmann: Als Unternehmerin habe ich nichts gegen Wettbewerb. Das ist nur produktiver Druck, der uns besser macht. So viel einmal vorweg. Aber im Ernst: Unser Anspruch ist, in der Qualifizierung mit unserer Akademie das Maß der Dinge zu bleiben. Was wir künftig sicher anders machen, sind vor allem die Vermittlung der Inhalte problemorientiert statt in der Gesetzesreihenfolge, die Gliederung des Lehrinhalts nach den vier Säulen (materielles Recht, Verfahrensrecht, Berufsrecht, Übung), die jede Fallkonstellation 360° durchdringen, und ein durchdachtes Blended-Learning, das die für die Teilnehmenden sehr wichtigen Präsenzveranstaltungen mit synchronen Online-Formaten und asynchronen Selbstlernbausteinen verbindet. Um der Nachfrage zuvorzukommen: Nein, das ist kein „Fernunterricht light“! Im Gegenteil: Wir sprechen über ein modernes und didaktisch kuratiertes System, das die Lernwirkung maximiert und dabei den Gesamtaufwand minimiert.

Hätten wir dafür die Beratung von außen gebraucht? Hätten wir das nicht ebenso gut intern und mit den bisherigen Dozenten günstiger lösen können?

Anke Blietz-Weidmann: Ich sage es mal, wie es ist. Wir wollten kein Facelift, sondern einen Sprung. Und der war ohne didaktische Exzellenz und entsprechende Hochschulerfahrung in der Entwicklung von Curricula, Lehr-Systematik und Qualitätssicherung nicht möglich. Zudem müssen wir das als strategische Investition betrachten, die unsere Führungsrolle fachlich, didaktisch und reputationsseitig stärkt und sich über die bessere Ausbildung und Anzahl an Absolventen sowie deren schnellere Einsatzfähigkeit schnell amortisiert. Die Praxis wird das schnell zeigen.

Geht das neue Konzept zu Lasten des Niveaus?

Anke Blietz-Weidmann: Danke für die Frage. Eben: Das Niveau ist der Dreh- und Angelpunkt. Daher die didaktischen Veränderungen. Mit den vier Säulen des „neuen SLK“ erzeugen wir stehts abrufbares Strukturwissen, bildlich gesprochen die „Bibliothek“, mit deren Hilfe neues Detailwissen sinnvoll zugeordnet und systematisiert werden kann.

Hinsichtlich der praktischen Aspekte, wie etwa eine anspruchsvolle Prüfung, bleiben natürlich. Der Unterschied ist nicht der Anspruch an den notwendigen Wissenskatalog, sondern das Verzichten auf die für unsere Alltagsarbeit nicht notwendigen Elemente. Hand aufs Herz: Die Sonderfälle haben wir doch auch jetzt nicht einfach so parat, sondern müssen sie recherchieren. Das ist doch völlig normal. Und diese Normalität spiegelt das didaktische Konzept, um den Lernerfolg leichter und schneller zu erreichen.

Welches Signal senden Sie mit dem „neuen SKL“ an die Aufsichtsbehörden? Und spielt das überhaupt eine Rolle?

Anke Blietz-Weidmann: Wir nehmen die intensivierte Aufsicht ernst und richten die Qualifizierung sichtbar an aktuellen Anforderungen aus: Berufsrecht, Compliance, Datenschutz/Datensicherheit und Verfahrensrecht sind tragende Elemente. Wir sind im Austausch mit den zuständigen Stellen und halten den SKL anschlussfähig an gesetzliche und aufsichtsrechtliche Entwicklungen.

Wenn die Erreichbarkeit ein Problem war, wo finden die Lehrgänge künftig statt und wie ist das Verhältnis von on- und offline Unterricht?

Anke Blietz-Weidmann: Wir gehen an unterschiedliche, aber jeweils gut angebundene Standorte und kombinieren sie mit virtuellen Einheiten. Wir werden die Orte selbstverständlich schnell bestätigen und dann auch kommunizieren. Wir wollen bereits im Frühjahr unseren Premieren-SKL starten. Ich will aber die Frage nutzen, um noch einmal zu betonen, dass die Präsenztage ihren Sinn haben. Sie werden nicht nur für komplexe Fallarbeit und kollegiale Übungen genutzt. Sie dienen eben auch der Netzwerkbildung. Und jeder von uns weiß, wie wichtig es ist, zwischendurch mal jemanden etwas fragen zu können. Die Online-Einheiten – synchron und asynchron – dienen dem fokussierten Wissensaufbau und erlauben differenzierte, individuelle Lernpfade. Wir lernen nun einmal nicht alle gleich und auf diese Weise trägt das Konzept dieser Tatsache Rechnung.

Wie wird der Übergang gemanagt, dokumentiert und qualitätsgesichert?

Anke Blietz-Weidmann: Für das Präsidium aber auch für uns ganz persönlich ist Transparenz sehr wichtig! Wir haben daher den Reformprozess dokumentiert, Mitgliedsfeedback systematisch einbezogen und die Governance klar aufgestellt: Hochschul-Kompetenz von Prof. Dr. Meyer, Verbandsverantwortung über das Präsidium, Praxisinput über die Mitgliedsunternehmen und Qualitätsaufsicht durch die Rechtsausschussvorsitzende Andrea Schweer. Laufende Kohorten wurden nicht unterbrochen; neue starten im neuen Format mit klarer Kommunikation und Support.

Aus Deiner Sicht und Erfahrung, Yvonne, was waren für kleinere Unternehmen die größten Hürden – und glaubst Du dass sie nun besser adressiert werden?

Yvonne Wagner: Den ersten Teil der Frage kann ich mit zwei Worten beantworten: Planbarkeit und Ressourceneffizienz. In den letzten Jahren war Sachkundelehrgang ein Synonym für lange Anreise, geblockte Präsenztage, Hotel- und Fahrtkosten. Und das Ganze immerhin acht Mal. Das wird jetzt anders. Es gibt mehrere, besser erreichbare Standorte. Es gibt einen signifikanten Online-Anteil, und dazu gibt es klare asynchrone Bausteine, die über Selbsttests die Abfrage der Problemlösungskompetenz erlauben und strukturierte synchrone Online-Sessions, in denen Problemen gemeinsam besprochen und gelöst werden können. Im Ergebnis heißt das: weniger Ausfallzeiten, geringere Kosten und bessere Vereinbarkeit mit Tagesgeschäft und Familie. Ich finde das sehr überzeugend!

Quelle: BDIU-Bildarchiv / Foto: Kristian Barthen

Der große Vorteil des „neuen SKL“ liegt in der besseren Planbarkeit und Ressourceneffizienz.“

– Yvonne Wagner, BDIU-Vizepräsidentin

Was glaubst Du, wie wirkt die problemorientierte Didaktik auf Teilnehmende mit viel Praxis, aber wenig ‚Uni-Sozialisation‘? Könnte das zu Reaktanzen bei den nicht akademisch vorgebildeten Teilnehmenden führen?

Yvonne Wagner: Nein, das Gegenteil wäre der Fall, wenn es denn überhaupt ein Aspekt ist. Ehrlich gesagt, ist mir das in der Praxis noch nicht so oft begegnet – oder sagen wir, es ist kein spezifisches Problem der Inkasso-Branche. Aber zurück zur Frage. Ich glaube, dass gerade das neue Konzept mit seinem Problemlösungsansatz sehr gut geeignet ist, die unterschiedlichen Lernerfahrungen der Teilnehmenden aufzufangen. Alle arbeiten stets am Fall. Wie im Büro. Zu jedem Fall gibt es eine Leitfrage, die dann entlang der vier Säulen durchdrungen und beantwortet wird. Ich bin davon überzeugt, dass gerade auf diesem Weg die Motivation steigt. Dass wir alle im Kontext Dinge verstehen und Neues begreifen ist doch schon fast eine Binsenweisheit. Aber der „neue SKL“ nimmt genau das auf und macht die Relevanz der jeweiligen Frage schnell sichtbar. Zudem entsteht leicht abrufbares Strukturwissen und die Übung ist kein Anhang, keine „Hausaufgabe“, sondern ein integraler Bestandteil des Lernens. Ich bin davon überzeugt, dass die Hemmschwelle – so es eine gibt – auf diese Weise eher sinkt und der Transfer in den Alltag schneller gelingt.

Von vielen BDIU-Mitgliedern wurde immer wieder die Bitte geäußert, wenigstens die Reisekosten zu senken. Sehen sie den SKL und die DIA da auf einem guten Weg?

Yvonne Wagner: Unbedingt! Denn jeder didaktisch sinnvoll online abgebildete Präsenztag spart Reisezeit – also den Verlust an Produktivität, Fahrt- und Übernachtungs- sowie Verpflegungskosten. Selbst konservativ gerechnet ist eine mittlere vierstellige Ersparnis pro Teilnehmenden über die gesamte Lehrgangszeit wohl realistisch. Für die kleineren Mitgliedsunternehmen ist das ein echter Hebel, um mehr Kolleginnen und Kollegen zu qualifizieren.

Könnte „Online-Anonymität“ oder „Screen-Fatigue“ ein Problem werden?

Yvonne Wagner: Das sehe ich nicht. Denn durch Lerngruppen und moderierte Foren auf der Lernplattform, regelmäßige Frage-/Antwort-Sessions (Live) mit Dozierenden und klare Aufgaben mit Feedback sollte sowohl ausreichend Methodenwechsel als auch Austausch vorhanden sein, um nicht diese Fallen zu tappen. Zudem werden die Präsenzblöcke so gelegt, dass Netzwerkzeit Platz hat. Das Netzwerken ist ein Bestandteil des Lehrplans und des Lerninhalts. Es ist kein Zufallsprodukt.

Ist die Heterogenität der Vorkenntnisse nicht ein Problem, wenn man weiß, dass die Teilnehmenden mit sehr unterschiedlichen praktischen Erfahrung kommen? Wie bezieht der „neue SKL“ diese Frage mit ein?

Yvonne Wagner: Eine gute Frage, auf die ich mit etwas mehr Details aus dem Konzept antworten muss. Es gibt zum Beispiel Selbstchecks zur Lernstandsdiagnostik, aber auch Brückenmaterialien (Erklärvideos, Skripte) für Einsteigerinnen/Einsteiger und vertiefende Fallvarianten für Fortgeschrittene. Ich bin davon überzeugt, dass gerade das neue, hybride Setting nun erlaubt, diese individuelle Begleitung zu optimieren, ohne Präsenzzeiten dafür aufblasen zu müssen.

Wie steht’s mit der Prüfung? Bleibt die so anspruchsvoll wie bisher? Und wie werden die Teilnehmenden darauf vorbereitet?

Yvonne Wagner: Die Messlatte bleibt hoch, na klar. Wir wollen ja das Niveau nicht senken, sondern es der Inkasso-Realität anpassen und dabei die Fallbearbeitungskompetenz noch verbessern. Deshalb bleibt etwa die Probeklausur didaktisch eingebettet. Aber wir lehren eben auch das Lernen und Lernstrategien (Subsumtion, Strukturierung, Zeitmanagement) für diejenigen, die diese Auffrischung brauchen. Dabei gibt es über die Feedbackschleifen die Möglichkeit, sich seiner selbst zu vergewissern. Auf diese Weise sinkt auch die Prüfungsangst — nicht das Niveau.

Was sagen Sie Kolleginnen und Kollegen anderer Unternehmen, die beim Wechsel zum „neuen SKL“ möglicherweise noch etwas zögerlich sind?

Yvonne Wagner: Ich sage ihnen, dass sie mit den ersten Absolventinnen und Absolventen sprechen sollten. Sie werden die Wirkung in ihrem Alltag am deutlichsten spüren. Und wer dann rechtssicher, gut strukturiert, klar organisiert und (möglichst) fehlerfrei seine Fälle bearbeitet, hat im „neuen SKL“ offenbar viel an neuer Bearbeitungskompetenz erworben. Anders gesagt: Qualifizierung spart Haftungsrisiken und Zeitverluste – das rechnet sich.

Aus Sicht der Wettbewerbsfähigkeit der Branche, wie bewertest Du, Philipp, das Konzept des „neuen SLK“?

Philipp Ganzmüller: Für mich ist das ein ganz entscheidender Aspekt. Denn wir erleben gerade eine doppelte Transformation. Zum einen übernimmt Kollege KI immer mehr unserer repetitiven Aufgaben und Suchen. Und zum anderen gehen die ersten Baby-Boomer-Jahrgänge nun in den Ruhestand. Beides erhöht den Qualifizierungsdruck. Wenn der Sachkundelehrgang also die Zukunftssicherung der Branche ist, dann kann man das am „neuen SKL“ gut ablesen. Er synchronisiert Fachkompetenz (Recht/Verfahren/Berufsrecht) mit Prozess- sowie Technologiekompetenz (Datenqualität, Datenschutz, digitale Kommunikation) und mit Reflexionskompetenz (ethische/berufsrechtliche Urteilsbildung). So entstehen Kompetenz-Profile, die in einer KI-gestützten Praxis bestehen und erfolgreich sind.

Spannend. Was genau verändert KI-gestützte Arbeit im Inkasso? Und warum ist das für die Qualifizierung und die Sachkunde wichtig?

Philipp Ganzmüller: Künstliche Intelligenz verlagert zunächst einmal Routinen und trägt, wenn es gut gemacht wird, zur Reduzierung repetitiver Aufgaben bei. Zugleich erhöht der Umgang mit diesen Systemen aber auch die Anforderungen an menschliche Aufsicht und Urteilsfähigkeit. Die Fehler stecken nun im System und fallen nur auf, wenn ich weiß, wie und wo ich danach schauen muss. Die Nutzung falscher Daten perpetuiert sich, wenn ich sie nicht entdecke und ähnliches gilt auch für eine fehlerhafte Prompt-Logik, die zu einer immer tiefer reichenden Fehlerwirkung führt. Im Umkehrschluss kann das nur bedeuten, das wir das Strukturwissen und Verantwortungsbewusstsein verbessern. Zudem muss sich das auch in der vierten Säule – „Übung“ – des neuen SKL spiegeln. Praxisnah muss dabei auch der Umgang mit Tools und Daten, stets eingebettet in Berufsrecht und Datenschutz, teil der Aufgabenstellung sein.

Quelle: BDIU-Bildarchiv / Foto: Kristian Barthen

Mit dem „neuen SKL“ legen wir das Fundament für gelebte Verantwortung in Sachen Berufsrecht, Kommunikation und Verfahrenstreue. Im Ergebnis bekommen wir „T-shaped Professionals“: Tiefe im Recht, Breite in Organisation, Daten, Kommunikation. So wie die Branche es braucht.

– Philipp Ganzmüller, BDIU-Vizepräsident

Das Thema Kosteneinsparungen wurde an einigen Stellen besprochen. Mich interessiert noch wie sich der „neue SKL“ für die Unternehmen Deiner Ansicht nach auch betriebswirtschaftlich rechnet.

Philipp Ganzmüller: Wenn man das systematisch betrachtet, gibt es da vier Wirkungsfelder, auf denen das wichtig wird: Zunächst verbessert sich die Arbeitsqualität. Das bedeutet weniger Fehler und Nacharbeit. Auf der zweiten Ebene erhöhen sich Arbeitstempo und Produktivität. Wir kommen also schneller zu einem rechtssicheren Ergebnis. Auf der dritten Ebene sprechen wir über die Reputation; und es ist klar, dass gute Arbeit zu weniger Beschwerden und Eskalationen führt. Und schließlich sprechen wir auf der vierten Ebene noch über die Skalierung. Denn qualifizierte Personen übernehmen Verantwortung, steuern Teams und automatisierte Prozesse sinnvoll und effektiv. Nehmen wir das alles zusammen, wäre es eine Überraschung, wenn das nicht zu einem verbesserten Ergebnis und Deckungsbeitrag führen würde. Reise- und Abwesenheitskosten sind der sichtbare Nebeneffekt, nicht der Haupthebel.

Stichwort Fachkräftemangel. Trägt der neue SKL zur schnelleren Entwicklung von Führungskräften bei?

Philipp Ganzmüller: Ich denke, die Frage kann mit einem klaren „Ja“ beantworten. Mit dem „neuen SKL“ legen wir das Fundament für gelebte Verantwortung in Sachen Berufsrecht, Kommunikation und Verfahrenstreue. Dazu kommt die positive Wirkung differenzierter Lernpfade und von Coaching-Elementen im Lehrgang: sie verkürzen die Zeit bis zur wirksamen Einsatzfähigkeit. Im Ergebnis bekommen wir „T-shaped Professionals“: Tiefe im Recht, Breite in Organisation, Daten, Kommunikation. So wie die Branche es braucht.

In jeder Zeit hat man vermutlich gedacht, die Entwicklung sei nie schneller gewesen. Und vermutlich stimmt das rückblickend sogar. Aber mit Blick auf die ja noch hoch dynamisch laufenden Transformationsprozesse: Ist das Curriculum innovationsfähig genug?

Philipp Ganzmüller: Die Innovationsfähigkeit ist im neuen Konzept systemimmanent. Wir haben eine curriculare Iteration vereinbart und die Dozierenden-Entwicklung sowie eine Feedback-Ökonomie (Prüfungsanalyse, Teilnehmenden-/Unternehmens-Feedback) fest in der neuen Systematik verankert. Inhaltlich bildet das Strukturwissen unsere Stabilitätsachse – sie macht Wandel anschlussfähig, ohne bei jedem Rechtsupdate das ganze Programm zu kippen. Wir sind gut aufgestellt.

Abschließend will ich noch den Wettbewerb durch andere Qualifizierungsangebote ansprechen. Warum soll man sich für den „neuen SKL“ entscheiden? Wo liegt der harte Vorteil gegenüber anderen Anbietern?

Philipp Ganzmüller: Danke für die gute Schlussfrage. Die Antwort ist tatsächlich recht einfach, sie liegt in der Systemkohärenz: Im „neuen SKL“ bilden Problemorientierung, die vier Säulen, das hybride Lehr-Design und die klare Governance eine strukturelle Einheit. Die lässt sich nicht einfach kopieren, weil es keine Summe von Bausteinen ist, sondern ein sich gegenseitig verstärkendes System. Dass wir dieses Konzept im engen Austausch mit den Mitgliedern und den Aufsichtsbehörden entwickelt haben, macht es sogar noch stärker. Wir freuen uns jedenfalls auf die Premiere im Frühjahr 2026 und auf die ersten Rückmeldungen von Dozierenden, Teilnehmenden und Unternehmen.

Ich bin davon überzeugt, der „neue SKL“ der DIA verbindet Anspruch mit Anschlussfähigkeit. Er ist anspruchsvoll genug für rechtliche Verantwortung und flexibel genug für moderne Arbeit. Er ist differenziert im Wettbewerb, anschlussfähig für Politik und Aufsicht und wirtschaftlich sinnvoll für Unternehmen. Kurz: Er liefert moderne Sachkunde für modernes Inkasso.

Liebe Anke, liebe Yvonne, lieber Philipp, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für dieses Gespräch genommen habt.