Von Beginn an gehört die Rotonda-Inkasso GmbH, mit Sitz in Köln, zum exklusiven Kreis der Inkasso-Unternehmen, die eine Erlaubnis nach dem Kreditzweitmarktgesetz von der BaFin bekommen haben und dort als registriertes Unternehmen gelistet sind. Mit Prokuristin und Projektleiterin Daniela Strömer haben wir ausführlich über Motive, Erfahrungen und Motive gesprochen.

BDIU: Hallo Frau Strömer. Zunächst einmal vielen Dank, dass Sie Zeit für uns gefunden haben. Wir sind tatsächlich sehr gespannt, zu hören, welche Erfahrungen Sie gemacht haben und wie Sie das Ganze jetzt mit etwas zeitlichem Abstand bewerten. Lassen Sie uns doch damit beginnen, dass Sie sich kurz vorstellen?
STRÖMER: Also schön, mein Name ist Danial Strömer, ich bin seit Anfang 2009 bei der Rotonda-Inkasso GmbH, seit November 2014 Prokuristin des Unternehmens und war als Projektleiterin für das Erlaubnisverfahren bei der BaFin verantwortlich.
BDIU: Dann lassen Sie uns doch direkt einsteigen: Rückblickend, wie bewerten Sie das Erlaubnisverfahren? Wieviel Aufwand war es tatsächlich? Und war es so schlimm, wie sein Ruf?
STRÖMER: Ja, das kann man wohl so sagen: Mein kleines Großprojekt, wie ich es hier scherzhaft immer genannt habe, hat sich als sehr aufwändig, sehr zeitintensiv und sehr anstrengend erwiesen. In Zeit ausgedrückt, kommen da sicher zwei Monate für eine Vollzeitstelle zusammen. Das ist schon ganz schön viel.
BDIU: Aber es war nicht so abschreckend, dass Sie auf die Erlaubnis hätten verzichten wollen?
STRÖMER: Wir sind seit gut 20 Jahren Partner einer Bank und im Geschäft mit notleidenden Krediten stark verwurzelt. Aktuell trägt dieser Geschäftszweig einen großen Teil unserer Erlöse. Insofern hat sich die Frage, ob oder ob wir nicht die Erlaubnis beantragen, nicht gestellt. Das heißt aber nicht, dass wir das bürokratische Verfahren gut gefunden hätten.
BDIU: Was hat Ihnen am Ende die meiste Arbeit gemacht?
STRÖMER: Im Grunde war es vor allem die Unsicherheit, in welcher Detailtiefe und Systematik die geforderten Dokumentationen vorzulegen waren. Es gab leider keine Anleitung dazu und so war es etwas mühsam, herauszufinden, was die Prüfung durch die BaFin bestehen würde. Am Ende haben wir eine Art Masterdokument angelegt und es so detailliert durch Anlagen ergänzt, dass wir davon überzeugt waren, auf diese Weise alle geforderten Informationen vorgelegt zu haben. Und das war dann ja auch so, denn die Erlaubnis wurde erteilt und wir wurden ins Unternehmensregister der BaFin, wie es ganz offiziell heißt, aufgenommen.
BDIU: War es von Vorteil, dass die Rotonda schon seit langem mit Banken zusammenarbeitet? Immerhin sind die Risk-Management- und Compliance-Vorgaben in der Finanzindustrie ja ohnehin schon sehr weitreichend.
STRÖMER: Das ist richtig. Gemessen an Unternehmen, die nicht in diesem Geschäft unterwegs sind, hatten wir es in der Sache sicherlich leichter. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass wir nicht in den Sachfragen die Schwierigkeiten hatten, sondern durch Umstand, dass nirgendwo vorgegeben war, wie die Dokumentation auszusehen hat.
BDIU: Etwas spitz nachgefragt: Sie haben also Dokumentationen erstellt, die es im Grunde schon gab und Informationen zusammengetragen, die bereits anderweitig hinterlegt sind?
STRÖMER: So könnte man das, vielleicht etwas überspitzt, zusammenfassen. Nehmen sie allein die Informationen zu den verantwortlichen Personen. All das ist bereits gemacht worden, als wir die Inkasso-Zulassung beantragt und bekommen haben. Die Frage stellt sich schon, warum man es dann ein zweites Mal machen muss.
BDIU: Das Kreditzweitmarktgesetzt geht auf eine EU-Initiative zurück, mit der das Stabilitätsrisiko, das von notleidenden Krediten ausgehen kann, besser kontrolliert werden soll, indem der Markt geöffnet und mehr Wettbewerb erzeugt werden sollte. Glauben Sie, dass dieses Ziel erreicht werden kann?
STRÖMER: Wenn Sie nur auf die aktuelle Situation schauen, dann wohl eher nicht. Tatsächlich ist es ja so, dass sich jetzt weniger Akteure auf dem Markt für notleidende Kredite bewegen. Der Wettbewerb ist also nicht größer, sondern eher kleiner geworden. Das ist zwar gut für uns, aber irgendwie auch das Gegenteil von dem, was Brüssel gewollt hat.
BDIU: Das heißt, Sie versprechen sich von dem Gesetz und seinen Folgen eher mehr Geschäft zu besseren Konditionen?
STRÖMER: Das wäre die logische Schlussfolgerung. Wir wissen aber, dass Märkte sich nicht immer logisch entwickeln und wir wissen nicht, ob die BaFin nicht noch nachbessern und mehr Unternehmen zulassen wird. Dennoch, trotz allen Aufwands gucken wir zurzeit eher positiv auf die Entwicklung. Das auch, weil die Betrachtung der eigenen Prozesse in einem solchen Verfahren natürlich immer hilfreich ist, um Verbesserungspotenziale zu sehen und zu heben. Das ist dann der Teil, der mir als Prokuristin der Rotonda sogar richtig Spaß gemacht hat.
BDIU: Liebe Frau Strömer, ganz herzlichen Dank für das Gespräch.